Schon vor drei Jahren hatte ich mich an der Kreideküste Rügens erstmals an der Sternen-Landschaftsfotografie versucht – aufgrund der fehlenden natürlichen Beleuchtung entsprachen die Resultate leider noch nicht meinen Vorstellungen.
Einmal im Monat gibt es allerdings für ein Zeitfenster von wenigen Tagen die Möglichkeit, den aufgehenden Mond als natürliche Lichtquelle zu nutzen – damit hierbei auch die Sterne wirkungsvoll zur Geltung kommen sollte der Mond dabei allerdings noch im ersten Viertel des Mondzyklus stehen.

Nun war es Zeit für einen zweiten Versuch bei perfekten Bedingungen: der Mond stand im ersten Viertel, sollte gegen 23 Uhr aufgehen und der Wetterbericht hatte eine klare Nacht vorhergesagt.
Da Stralsund komfortabel und günstig per Zug erreichbar ist entschied ich mich für eine Anreise mit der Bahn. Ausgerüstet für eine schlaflose Nacht unterm Sternenhimmel mit einer leckeren Pizza im Bauch ging es von Stralsund aus nordwärts, bis auch schon die ersten Kreidefelsen in Sichtweite kamen.
Auf Höhe des Wissower Ufers war es dann soweit: der Mond erschien als tieforange leuchtender Halbkreis am Horizont und tauchte die Wissower Klinken in warme Farben - ein herrlicher Kontrast zum tiefblauen Sternenhimmel. Mit zunehmender Inklination wurde das Mondlicht heller und heller, und die türkisblaue Färbung des Wassers verlieh den folgenden Aufnahmen ein fast karibisches Flair.

Nach einer Rast am Kieler Ufer musste jetzt noch irgendwie die Zeit bis Sonnenaufgang genutzt werden – also wurde der hier gelegene Aufstieg genutzt um die Steilküste von oben zu erkunden. Nach einer für beide Seiten etwas schreckhaften Begegnung mit einer Rotte Wildschweine folgte ich dem Höhenwanderweg südwärts durch den Buchenwald.
Wieder auf Höhe des Wissower Ufers angekommen, hatte das Licht des nun hoch stehenden Mondes eine gänzlich andere Wirkung auf die entstandenen Bilder.

Ein sehr fotogen und gleichzeitig schon bedrohlich stark geneigter Baum direkt an der Spitze einer Kreideklippe bot sich als perfekter Blickfang an um die ersten violetten Farbtöne der beginnenden Morgendämmerung einzufangen, bis wenig später auch schon die Sonne am Horizont erschien.
Müde und durchgefroren, aber auch sehr zufrieden mit den entstandenen Bildern, trat ich den Rückweg nach Sassnitz an um nach einem ausgiebigen Frühstück heimwärts zu fahren – angesichts der durchgemachten Nacht war die Bahn in diesem Fall eine sehr gute Wahl.