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Herbstboofen

Eine spontane Woche Urlaub im November kommt mir wie gerufen um wieder einmal einige Nächte in den wunderschönen Nebel- und Bergwelten des Elbsandsteingebirges zu verbringen. Eine Besonderheit dieses auch „Sächsische Schweiz“ genannten Gebirges ist die Möglichkeit in „Boofen“ übernachten zu dürfen, solange man dabei kein Zelt aufsteht. Da diese Stellen immer unter Felsüberhängen gelegen sind bleibt man dabei meist trocken. 

Am frühen Nachmittag erreiche ich den Parkplatz oberhalb der Buschmühle, um wenig später auch schon mit einem warmen Schlafsack im Gepäck entlang der Kirnitzsch zu wandern. Nach einem kurzen Fotohalt am Fluss gehe ich über eine kleine Brücke den Dreisteigenstieg hinauf Richtung Kanstein, um die dort gelegene Boofe noch bei Tageslicht zu erreichen.

Dort angekommen bietet sich mir ein grandioser Ausblick ins Tal des großen und kleinen Zschands – die untergehende Sonne schaut ein wenig durch die schnell ziehenden Wolken und erleuchtet die Landschaft in einem rosa-orangegelben Farbton, der Erinnerungen an den bevorstehenden Winter wachruft.

 

In der rasch hereinbrechenden Dunkelheit suche ich mir eine geschützte Ecke hinter einem Felsblock und bereite schon einmal mein Nachtlager vor. Nach einer wärmenden Tütennudelsuppe und einem Tee aus frisch gepflückten Birkenblättern liege ich auch schon im warmen Schlafsack und lausche dem Rauschen des Windes in den Bäumen des unter mir liegenden Tales.

 

 

Der nächste Morgen empfängt mich mit unverändert starkem Wind und grauen Wolken – nach dem Frühstück befinde ich mich schon auf dem Weg in Richtung Thorwalder Wände. Etwa auf Hälfte dieser imposanten Felswände biege ich rechts ins Tal des großen Zschandes ab, um entlang der Richterschlüchte wieder hinauf in Richtung Winterbergmassiv zu gelangen.

 

An der Richtergrotte lassen sich auch hier die Folgen des trockenen Sommers finden – wo sonst aus etwa 40m Höhe mal mehr, mal weniger Wasser tropft ist keine Spur von Feuchtigkeit mehr zu finden. Nach einer kurzen Pause treffe ich den einzigen Wanderer der mir während der ganzen Tour begegnen sollte – nach einem kurzen Austausch über die herrliche Ruhe und unsere Wanderrouten steige ich weiter in Richtung Winterberg auf, um entlang des Wurzelweges wieder ein Stück in Richtung Schmilka abzusteigen.

 

Auf Höhe des Wurzelkopfes muss ich an einer umgestürzten Buche vorbeiklettern, um den Einstieg in den schmalen Pfad des unteren Terrassenweges zu finden. Dieser Weg windet sich, Felsriff um Felsriff umrundend, immer entlang eines Felsbandes wobei auch einige ausgesetzte Stellen zu überwinden sind. Zahllose Felsüberhänge bieten mir hier Schutz vor dem aufziehenden Regen, der die Felsmassive in dichten Nebel hüllt. Mein Pfad überquert den Lehnsteig und führt mich weiter entlang der Felsen an den Fuß der „Heiligen Stiege“.

 

 

Am oberen Ende der Stiege biege ich links ab, um nach einer kurzen Klettereinlage zur Bussardboofe zu gelangen. Diese große Höhle liegt weit oberhalb des Heringsgrundes und ermöglicht einen herrlichen Blick auf die Felsmassive, die ich heute umrundet habe. Jetzt geben die Regenwolken den Blick auf den Abendhimmel frei, und die untergehende Sonne beleuchtet die mir gegenüberliegenden Felswände, wo der Abendwind den Nebel aus dem Elbtal hinauf zum Winterberg trägt.

 

 

Nach einer weiteren Nacht im Schlafsack werde ich von der Morgensonne geweckt, die den Sandstein um mich herum in ein goldgelbes Licht taucht. Ein kurzer Aufstieg zur Fluchtwand und ich kann den weiten Blick ins Elbtal genießen, wo das Sonnenlicht es noch nicht geschafft hat den Nebel aufzulösen der sich als weißes Band entlang der Elbe erstreckt.

Nach einem Abstieg durchs imposante Tal am Heringsstein nutze ich den Vormittag noch für eine Erkundungstour entlang des Rabentürmchens, bevor ich durch die Spitzsteinschlüchte an der Neumannmühle wieder das Kirnitzschtal erreiche.